Als jemand, der nicht unbedingt ein Fan von Fußball ist, war ich zunächst skeptisch, als ich den Roman “Spiel mit Öl” von Christian Schwarz auf meinen eReader lud. Die Geschichte gehört ab sofort ins Maddraxiversum und ich war gespannt, ob der Autor es schaffen würde, mich trotz meiner Vorbehalte gegenüber dem Sport in seinen Bann zu ziehen. Doch schon bald stellte ich fest, dass dieser Roman viel mehr als nur ein Fußballspiel beinhaltet. Intrigen, Machtspiele und eine Prise Wahnsinn machten die Lektüre zwar zu einem interessanten, aber auch ziemlich abgefahrenen und unglaubwürdigen Erlebnis.
Die Handlung von “Spiel mit Öl” konzentriert sich auf ein Fußballspiel, das von den Kattani und den Fiffani, zwei verfeindeten Gruppen, ausgetragen wird. Dabei geht es nicht nur um sportliche Ehre, sondern auch um politische Macht und Kontrolle. Der Protagonist, Matthew Drax, alias Maddrax, wird wider Willen in diesen irren Krieg hineingezogen, während er gleichzeitig versucht, die Hintergründe der Auseinandersetzung aufzudecken.
Im Laufe der Geschichte trifft Maddrax auf Tschoosch, einen weiteren unfreiwilligen Teilnehmer des Spiels. Die beiden schließen sich zusammen, um das Spiel zu beenden und die wahren Hintermänner der Verschwörung zu enttarnen. Während ihrer Abenteuer stoßen sie auf skurrile Charaktere wie Loonel Mazzi und Riita, die ebenfalls in diesen Konflikt verwickelt sind.
Das größte Problem an der Handlung ist jedoch die mangelnde Glaubwürdigkeit. Die Ereignisse wirken oft übertrieben und absurd, was es schwer macht, die Geschichte ernst zu nehmen. Zudem verliert sich die Handlung manchmal in unnötigen Nebensträngen und wird dadurch stellenweise langatmig.
Dann die Sache mit dem MP3-Player. Wo soll der produziert worden sein? Oder soll der aus der Zeit vor der Apokalypse stammen? Da steckt Flash-Speicher drin und dieser hat eine Lebensdauer von 10 bis max. 30 Jahre. Und wenn es ein neueres Modell sein sollte, woher kommen dann die Dateien darauf?
In der Schlussszene liest es sich außerdem so, als würden Matt und sein neuer Begleiter zu Musik aus dem MP3-Player abrocken. Warum funktioniert das Teil plötzlich in der Nähe des Roten Kristalls?
Aber eigentlich reichte für mich schon diese ganze Geschichte um die Ölförderung und die Motorfahrzeuge, die es plötzlich gibt. Wo werden diese Dinge produziert? Woher kommen Ersatzteile für Ölförderanlagen?
Auch das Schlafmittel in Form von kleinen blauen Pillen, das Riita für ihre Intrigen nutzt. Wo wurde das hergestellt? Hat sie das in einer Internetapotheke bestellt?
Das passte für mich einfach so gar nicht in das Maddraxiversum. Ein paar Kilometer weiter werden indigene Völker wie Wilde aus der Steinzeit geschildert und hier herrscht plötzlich das Industriezeitalter. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man das World Building in Amraka endlich mal richtig angeht…
Die Charaktere sind dabei teilweise interessant und vielschichtig, aber leider bleiben einige von ihnen blass und eindimensional. Als Nicht-Fußball-Fan habe ich wohl auch einige der Anspielungen und Witze nicht verstanden. das liegt aber vermutlich an meinem persönlichen Desinteresse am Fußball und nicht an der Schreibe von Christian Schwarz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass gerade die Fans dieses Ballsports sehr viel Freude an diesem Roman haben werden.
Für mich gestaltete es sich schwierig, mich in die Handlung von “Spiel mit Öl” hineinzuversetzen. Zahlreiche Anspielungen auf die Fußballkultur und Fachbegriffe waren für mich nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar, was das Leseerlebnis beeinträchtigte. Ich vermute, dass einige Witze und humorvolle Passagen an mir vorbeigegangen sind, weil ich die entsprechenden Zusammenhänge nicht verstand.
Ein weiterer Kritikpunkt, der das Lesevergnügen minderte, war das Fehlen von Kapiteltrennern, aufgefallen während des eigentlichen Fußballspiels. In der epub-Version des Romans wechselt die Perspektive häufig zwischen Matt und Tschoosch, ohne dass dies durch Kapiteltrenner kenntlich gemacht wird. Das erschwerte das Verständnis und machte das Lesen für mich unübersichtlich. Dieser Mangel an Struktur und Klarheit trug dazu bei, dass der Roman im wichtigsten Kapitel weniger ansprechend wirkte.
Christian Schwarz hat in “Spiel mit Öl” einen flüssigen Schreibstil beibehalten, der das Lesen dieses Romans angenehm gestaltet. Die Dialoge sind lebendig und vermitteln den Charakteren Persönlichkeit und Tiefe. Es gibt einige humorvolle Momente, die die Spannung in der Handlung auflockern.
Für Nicht-Fußball-Fans wie mich mag die Vielzahl von Fußballbegriffen und Anspielungen jedoch verwirrend sein und das Lesevergnügen einschränken. Es gibt einige Passagen, die für Leser, die mit dem Fußballsport nicht vertraut sind, schwer verständlich sein können. Dies kann dazu führen, dass ein Teil der Witze und Anspielungen möglicherweise nicht den gewünschten Effekt erzielt.
Insgesamt ist der Schreibstil von Christian Schwarz in “Spiel mit Öl” angenehm und unterhaltsam. “Spiel mit Öl” erhält von mir eine Bewertung von 2 von 5 ☄️ im Maddraxikon. Es ist ein Roman, der für Fußball-Fans geschrieben wurde und ich bin daran einfach nicht interessiert. Für Leser, die sich mit der Maddrax-Serie vertraut machen möchten, gibt es wahrscheinlich bessere Einstiegspunkte.
Halber Kapitel
05/10/2023 — 18:01
Ich mutmaße, den MP3-Player müssen wir akzeptieren, er spielt sicher ne Rolle im nächsten Band. Interessant, dass mein Walkman aus den 80ern noch funktioniert, mein Player aus den 2010 aber nicht mehr. Jetzt weiss ich auch warum… Doch spätestens der EMP hätte meine Tapes vernichtet, von denen auch heute nur die wenigsten gut gealtert sind. – Wie dem auch sei, ich mag den in Würde ergrauten Altherrenrock und freue mich auf den kommenden Band. Hier ist meine Rezi, mein wesentlicher Kritikpunkt bezieht sich eher auf ein erzählerisch-handwerkliches Thema. Dass ich das ganze Konstrukt nicht so rasend glaubwürdig fand, erwähne ich ebenfalls. Aber da bin ich hart im nehmen. Von mir ebenfalls zwei Kometen im MXikon.
https://www.phantastiknews.de/index.php/rezensionen/25554-maddrax-608-spiel-um-oel-christian-schwarz-buch
McNamara
05/12/2023 — 8:26
Vielen Dank für deinen Beitrag!
Zur Haltbarkeit von Datenträgern habe ich hier mal was rausgesucht: https://t1p.de/flashhaltbarkeit
Auch ich freue mich sehr auf den nächsten Band mit dem “Altherrenrock”. Das ist dann schon eher mein Thema – zumindest im Vergleich zum Fußball.
In deiner Rezi habe ich auch viele Denkansätze von mir wiedergefunden. Und diesmal kann kaum jemand behaupten, dass wir voneinander abgeschrieben haben, da wir mit rund 30min Unterschied veröffentlicht haben. 😉
Ich freue mich schon sehr auf den Austausch mit dir beim MADDRAX-Fantreffen! 🙂
Halber Kapitel
05/12/2023 — 9:05
Ich hoffe nicht, dass schonmal jemand behauptet hat, wir hätten beieinander abgeschrieben! Der Countdown zum Fantreffen läuft, ich hoffe auf einen unbestreikten ICE nach Beelinn.
McNamara
05/12/2023 — 9:20
Das “Abschreiben” bezog sich mehr auf den Vorwurf, dass unsere Rezis ersetzbar bzw. beliebig austauschbar wären. 😉
Beecker
05/12/2023 — 13:51
Hey zusammen,
diese Art zu schreiben, die du hast Holger, macht mich immer etwas neidisch. Du hast sehr oft ganz tolle Recherchen, die Hand und Fuß haben. Hinterfragst genaue zusammenhänge, die mir oft nicht auffallen. Und trotzdem haben wir anhand unterschiedlicher Betrachtungsweisen zu 80 % den gleichen Eindruck. Spannend finde ich immer, wenn ich meine Rezi schreibe den Gedanken daran zu verschwenden, was deine Meinung ist. Und ich hoffe das ich mal vor dir fertig bin!
Dieses Mal muss ich hier nicht mal viel schreiben, außer dass das ganze Heft ein einziges Gefühls Kuddelmuddel war. An dieser Stelle sei gesagt, dass selbst als einer, der etwas von Fußball mitbekommt den funken nicht fängt, der hier gemeint ist oder vermittelt werden soll.
McNamara
05/12/2023 — 14:14
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Das Geheimnis, weshalb ich schon recht früh eine Rezi liefern kann, ist, dass ich schon vor der Veröffentlichung die Vorschau von Thalia und Google Books zusammenführe und lese. Am eigentlichen EVT kann ich dann die restlichen 50-70% lesen und die Rezi schreibe ich quasi parallel bzw. ich mache mir zumindest Notizen im eReader. Aber danke für das Lob! Es freut mich, dass meine Rezis überhaupt gelesen werden. 😉
Übrigens ist mir die wichtigste Ähnlichkeit diesmal gar nicht aufgefallen, denn die Ähnlichkeit zu Richard Backmanns aka Stephen Kings “Todesmarsch” ist mir entgangen… 😉
Beelinn, Beelinn, wir fahren nach Beelinn!
Beecker
05/12/2023 — 21:52
Es ist jetzt nicht so das sich da ein Äquivalent zu Todesmarsch bildet, doch finde ich das die Wachen die einen Regelverstoß sofort “Ahnden” Extreme Ähnlichkeiten aufweisen und die Stimmung unter den Spielern und ihr verhalten unter dem Zeitdruck etwas zu erreichen sehr den Laufenden Jugendlichen Ähnlich sind.
Bei den Blauen Pillen habe ich übrigens sofort an Viagra gedacht.
McNamara
05/12/2023 — 22:04
Schon klar, aber die Parallelen sind mir nicht sofort aufgefallen, obwohl ich sogar das Bachmann-Buch kenne…
Bei den blauen Pillen dachte ich nur “oh, wer stellt denn in der dunklen Zukunft diese Pillen her? Kommen die von Baayer? Gibts die auch von Ratschiofaam?” 😉
Matthias Kringe
05/13/2023 — 20:00
In Holgers Rezension hab ich etliche Kritikpunkte gefunden, denen ich mich anschließen kann. Ich meine nicht die Kritik an der Handlung des Romans (die ich übrigens witzig und spannend fand, auch ohne jetzt Fußballfan zu sein. Jürgen Klinsmann ist mir nicht entgangen, auch nicht die anderen Weltkicker), sondern die Kritik am “World Building” des neuen Settings von Amraka.
Ich muss gestehen, dass ich nach längerer Pause erst wieder mit dem neuen Zyklus in MX eingestiegen bin, daher bin ich nicht ganz auf dem Laufenden, welche Wege der Informations- und Technologieaustausch zwischen den postapokalyptischen Kulturen mittlerweile genommen hat.
Also habe ich etwas verwundert festgestellt, dass der Zivilisationsstand in Amraka sowohl retrologische Wissenschaftslabore als auch ganze Wirtschaftszweige und Infrastrukturen aufweist, die keinesfalls neobarbarisch, sondern sehr frisch-apokalyptisch anmuten, eher wie Snake Plisskens Welt oder die aus den ersten Jahren von The Walking Dead.
Matt jedenfalls scheint sich weniger darüber zu wundern als ich. Also, was habe ich verpasst?
Für mich unerklärlich in der Weltenarchitektur bleibt der Einsatz von MX-Vokabeln aus der alten bekannten Welt: Orguudoo und Kristian als Vertreter neobarbarischer Religion (Wie kam diese Religion nach Südamerika? Warum verschwanden die katholischen Schulen, Kirchen und Universitäten? Obwohl die wissenschaftliche und wirtschaftliche, ja auch die lokalpolitischen Infrastrukturen erhalten blieben? Wenn das mal irgendwann erklärt werden sollte, würde ich mich freuen!) Auch die Namensverballhornungen nach bewährtem MX-Muster stören den Lesefluss, weil sie nicht der Logik der geschilderten Zivilisationsstufe entsprechen. Offenbar ist Lesen und Schreiben nicht verlorengegangen, also muss es neben Laboren und Produktionsstätten auch Schulen geben. Postapokalyptische Namensverballhornungen schulden ihre Existenz dem Wegfall von Schriftsprache. Nur durch jahrhundertelanges Abschleifen von nur Gehörtem entstanden die akustischen Namensformen, die wir aus Euree kennen.
In Amraka sind sie einfach nur falsch. Genauso wie Stroom oder fegaasha (wenn, dann bitte Entsprechungen, die sich aus dem Spanischen Oder Portugiesischem ableiten!) Oder es wird wirklich mal erklärt. Momentan wirkt es eher so, als ob man hier nur MX-Vokabular einstreuselt wie eine Fertiggewürzmischung.
McNamara
05/14/2023 — 7:28
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist immer interessant, die verschiedenen Perspektiven auf das Maddraxiversum zu lesen. Du bringst einige sehr valide Punkte auf und ich teile viele deiner Bedenken hinsichtlich des World Buildings in Amraka.
Was den Informations- und Technologieaustausch angeht, so bin ich ganz auf dem neuesten Stand, denn ich schreibe ja sehr aktiv am Maddraxikon mit. Trotzdem kann ich deine Verwunderung über den aktuellen Zivilisationsstand in Amraka nachvollziehen. Ich stimme dir zu, dass es eher nach einer frisch-apokalyptischen Welt aussieht, die (noch) nicht so weit in die Barbarei abgerutscht ist, wie wir es von anderen Teilen der Maddrax-Welt kennen.
Die Verwendung von MX-Vokabeln und die Namensverballhornungen, die du ansprichst, haben mich auch gestört. Ich stimme dir zu, dass sie in dieser speziellen Umgebung deplatziert wirken und den Lesefluss stören. Deine Erklärung, dass solche Veränderungen in der Sprache nur dann auftreten, wenn die Schriftsprache verloren geht, ist sehr einleuchtend und macht Sinn. Es wäre in der Tat interessant, wenn die Autoren diese Aspekte in zukünftigen Bänden aufgreifen und erklären könnten. Ich habe da die Hoffnung beim Maddrax-Fantreffen nächste Woche einem gewissen Autoren, der sich bekanntermaßen das World Building auf die Fahne geschrieben hat, ein paar Anregungen mitgeben zu können.
Ich freue mich immer über solche Diskussionen und bin gespannt, wie sich die Serie in Zukunft entwickeln wird. Danke nochmal für deinen Kommentar!
Halber Kapitel
05/14/2023 — 15:22
Für mich ist der Zyklus bisher, ungeachtet der durchaus vorhandenen Lesefreude, spätestens seit der 604 ein Sammelbecken vieler ungenutzter Chancen. Und das finde ich als aktiver Fan der Serie echt enttäuschend. Das Worldbuilding habt ihr angesprochen – die technische Entwicklung, die Eigennamen, die Religion, Sprache und Verständigung. All das nervt mich wie euch. Vor allem aber bin ich etwas zerknirscht, weil der Kontinent erzählerisch die Chance geboten hätte, dass sich in der Abschottung über 500 Jahre nach Kristofluu eine Zivilisation entwickelt hätte, die sich – neben Flora und Fauna natürlich – radikal anders entwickelt hätte als der Rest der bekannten Welt. Andere Glaubenssysteme, andere politische Strukturen, andere Kultur. Versagende Translatorchips. Evolutionäre Weiterentwicklungen des Homo Sapiens (auf Bäumen leben, PSI-Kommunikation, herrschaftsfreie Gesellschaftsutopien, whatever … ) und so weiter. Da wäre so viel drin gewesen! Und ist es ja vielleicht immer noch? Südamerika ist groß. Ein paar globalisierte Städte im Norden des Kontinents könnten wir, meinetwegen begründet durch die relative Nähe zu Meeraka, verschmerzen, wenn es ab jetzt wieder so aufregend weitergeht, wie es die ersten Hefte des Zyklus‘ versprochen haben.
Wahrscheinlich ist es richtig, das auf dem Fantreffen anzusprechen, statt schicksalsergeben zu warten, was die Zukunft bringt.
Herbert
05/14/2023 — 19:24
Hallo Matthias Kringe!
Freut mich, dass wir hier mehr werden. Ich kann deine Erläuterungen zum Weltenbau nur unterschreiben. Wo in Euree noch oft darauf geachtet wurde, da scheint es heute einfach schlampig gehandhabt zu werden.