Cover Band 602

Michael Edelbrock konnte in seinen ersten beiden Romanen die Leserschaft voll von seinem Können überzeugen. Gerade seine tiefgehende Recherche für einen konsistenten Serienkosmos zeichneten die bisherigen Romane des Autors aus. Doch kann auch sein neuestes Werk, das gleich als Zweiteiler daher kommt, ebenfalls überzeugen?

Der Roman schließt zu Beginn nahtlos an Band 601 an. Der Autor nimmt sich nicht die Zeit behutsam in das Szenario einzuführen, sondern gibt direkt Gas. Matt und Haaley, die einzigen beiden übrig gebliebenen von der Dark-Force-Mission ins ferne Amraka, bekommen auch recht schnell ihren ersten Auftrag vom Volk der Mayaa. Jedoch war die Bunkermission doch schnell abgehandelt, denn die “Besatzung” der USS NIMITZ hat natürlich vorgesorgt, wie der Epilog des Vorgängerromans uns bereits ahnen lies.

Zurück beim Volk der Mayaa beginnt Edelbrock dann etwas episches. Er lässt den Mayaa-Boss einfach mal die Geschichte der Mayaa erzählen! Mega! Das ist “mein” MADDRAX, das ich so lange vermisst habe! 🙂

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Positiv aufgefallen ist mir als Maddraxikaner dabei auch, dass das Mayaa-Datum nach Thompson korrekt ist. Solche Elemente aus der realen Welt zu übernehmen gefiel mir auch schon an früheren MADDRAX-Romanen, auch wenn es zuletzt nicht mehr so häufig vorkam. Auch dass die Zählweise nach dem derzeit vorherrschenden wissenschaftlichen Konsens zum Maya-Kalender gewählt wurde, zeichnet die Recherche von Michael Edelbrock aus.

Eben diese Geschichte klärt nun auf wie das Volk der Mayaa entstanden ist. Nur kurz unterbrochen, z. B. von einem kurzen Besuch der Jaguargöttin bei Matt im Mayaa-Dorf der Gegenwart.

Ich finde es toll, dass man das alte MX/LOST-Rezept wieder nutzt, das hatte ich bereits in einer anderen Rezi erwähnt. Ein Geheimnis bzw. ein Teil davon wird gelüftet, während sich neue Geheimnisse und Rätsel dazu gesellen. Gelüftet wurde in diesem Band das Rätsel warum die Mayaa dort sind wo Matt die meiste Zeit des vorliegenden Romans verbracht hat, denn eigentlich siedelten die ursprünglichen Maya nie so weit südlich.

Es blieben aber auch noch viele Fragen offen bzw. stellen sich nun neue Fragen. Und weil auf dieser LKS ein Fan beklagt, dass seitdem das Bastei-Forum offline ist keine zentrale Stelle mehr zu geben scheint, an der spekuliert werden kann, gebe ich hier gerne mal ein paar Ansätze und würde mich über Diskussionen und Spekulationen zu diesen Fragen in den Kommentaren unter dieser Rezi freuen oder im Allgemeinen Thread zur Serie im Forum dieser Seite.

  • Was ist dieser ominöse Spiegel von Pachacámac? Dürfen wir hier auf eine fiktive Aufklärung der Geheimnisse um das Pachakamaq-Reich hoffen? Werden wir vielleicht sogar den Grund ihres Untergangs erfahren?
  • Wenn in den Jahrhunderten nach Christopher-Floyd eine solch mächtige Zivilisation wie die der Mayaa existieren konnte, Seefahrt betrieben hat, um andere Kontinente wusste und (zumindest was Afra angeht) auch bereist hat, warum erfährt Matt dann erst jetzt von dieser Zivilisation? Müssten diese nicht auch Spuren außerhalb Amrakas hinterlassen haben? Warum hatte z. B. Miki Takeo in 500 Jahren nie Kontakt zu ihnen?
  • Laut Hardcover 30 “Der Wert des Lebens” ist Amraka von einem Netz aus Funkstationen durchzogen, das sich (mindestens) von Kourou bis zur Gläsernen Stadt Kordooba erstreckt. Außerdem gab es in diesen Teilen Amrakas erstaunlich viele Retrologen und Inschers. Wo ist das alles hin? Werden Matt und Haaley irgendwann auf Spuren oder zumindest Überreste von all dem treffen?
  • Warum konnte Haaley einer solch langen Erzählung von Tecuun auf Spanisch so gut folgen ohne einen Translator-Chip? Wurde sie da von ihrem Lauschsinn unterstützt, den sie ja angeblich gar nicht kontrollieren kann?
  • Wie kommt die USS NIMITZ hinter die Anden nach Peru und damit mitten in den Urwald?
  • Wie funktionieren die roten Kristalle und woraus bestehen sie? Welche “zahlreichen Opfer” sind notwendig um sie herzustellen?
  • Wo ist Aruula abgeblieben? Wie ist es ihr ergangen?

Am Roman selbst habe ich absolut nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil – es war das MADDRAX-Feeling von damals, das mich beim Lesen sofort befallen hat.
Moment – doch, da gibt es etwas, das mich enttäuscht hat: Warum hat man die Chance nicht genutzt und aus diesem Stoff eine Mini-Serie zu machen, wie damals Mission Mars? Ich hätte mir rückblickend eine solch große Geschichte zum Mayaa-Volk gewünscht. Die 500 Jahre hätte man dort sicherlich noch besser ausgestalten können. Aber ich will ja nicht zu gierig erscheinen und freue mich einfach über diese Umsetzung. 😉

Und jetzt freue ich mich schon sehr auf den 2. Teil des Romans, der dieses hohe Level hoffentlich weiter beibehält. Leider wahrscheinlich ohne Vergangenheitshandlung. Für den 1. Teil habe ich schon mal volle 5 von 5 Kometen im MADDRAXIKON vergeben. Zum gesamten Zweiteiler schreibe ich dann etwas in meiner nächsten Rezi.

Danke Michael Edelbrock! Du hast mir “mein” MADDRAX wieder zurück gebracht!