Die dunkle Zukunft des Maddraxikons

MX 614 – Körperwechsel mit Hindernissen

Cover von MX 614
© Bastei Lübbe AG

Das Tier in mir ist der zweite Beitrag von Kolja van Horn zur MADDRAX-Serie. Der Autor entführt den Leser erneut nach Amraka.

Wie bereits aus dem Vorgängerband bekannt, befinden sich die Protagonisten Matthew Drax und Haaley in einer verzweifelten Lage. Sie befinden sich nicht mehr in ihren menschlichen Körpern und müssen nun von einem Wirtskörper zum nächsten springen, um zu überleben. Jedes Mal haben sie nur 12 Stunden Zeit, bevor ihr Bewusstsein vollständig mit dem des Wirts verschmilzt. Zu Beginn stecken sie in den Körpern von Ameisenbären.

Aneetah in Amraka
CC BY 4.0 OMXFC

In atemberaubend geschilderten Szenen zeichnet van Horn den Kampf der beiden ums nackte Überleben nach. Die Flucht vor skrupellosen Verfolgern, brutale Kämpfe und immer neue Körper, die es zu beherrschen gilt – die Abenteuer sind von rasantem Tempo und packender Atmosphäre geprägt.

Andenkondor
CC BY 4.0 OMXFC

Ob als Ameisenbär, Kondor oder Affe – van Horn beschreibt eindrücklich die fragilen Existenzen, gefangen in fremden Körpern mit begrenzten Fähigkeiten. Die stete Angst vor dem Tod und dem Identitätsverlust ist greifbar und sorgt für Spannung.

Monkee
CC BY 4.0 OMXFC

Dabei gelingt es van Horn, auch poetische und humorvolle Momente einzustreuen, die der düsteren Handlung eine andere Nuance verleihen. Insgesamt ist der Roman äußerst kurzweilig und fesselnd geschrieben.

Neben den actiongeladenen Szenen besticht “Das Tier in mir” vor allem durch das fantastische Worldbuilding eines postapokalyptischen Perus mit seiner Natur. Dabei werden auch sehr viele Fragen aufgeworfen, die ich aktuell versuche im Maddraxikon einzuarbeiten. Mabuta kann also die Fähigkeit verleihen das Bewusstsein in verschiedene Tiere zu versetzen. Das ist für meinen Geschmack etwas zu abgefahren und ich bin gespannt darauf, wie Mike mit seinem Autorenteam das im weiteren Konflikt zwischen Mabuta und Da’kars Leuten diese übermächtige Fähigkeit wieder aus dem Spiel nehmen. Denn meiner Meinung nach macht diese Fähigkeit Mabuta zu einem unbesiegbaren Gegner. Denn was hindert Mabuta daran seinem kompletten Gefolge diese Fähigkeit zu verleihen? Sterben “nur” tausend seiner Ameisen, dann rücken tausend andere Kreaturen nach, oder? Da müssten die NIMITZ-Leute ja zukünftig schlechte Karten haben im Kampf gegen die Aants…

Andenkondor in der Luft
CC BY 4.0 OMXFC

Trotz dieser, für mich ungeliebten, phantastischen Elemente erzeugt van Horn stimmige Bilder voller Details, die die Szenerie real wirken lassen. Seine Naturbeschreibungen sind poetisch und zugleich präzise. Ob Dschungel, Gebirge oder Gewässer – die Landschaften wirkten auf mich sehr lebendig.

Auch die vielschichtigen Charaktere sind ein Pluspunkt des Romans. Allen voran Haaley, deren Persönlichkeit und innere Konflikte immer weiter ausgearbeitet werden. Aber auch die Nebenfiguren wie z. B. Ccahuantico bleiben interessant und geheimnisvoll. Ich würde gerne mehr über sie erfahren. Ein Solo-Abenteuer von Ccahuantico nach seinem Verschwinden könnte ich mir sehr gut vorstellen. Ich habe ihn inzwischen ins Herz geschlossen und würde gerne mehr über ihn erfahren. Auch deshalb habe ich seine Beschreibung aus den bisherigen Romanen mit ihm durch Midjourney gejagt und ihm im Maddraxikon mit einer fotorealistischen Darstellung ein Gesicht verliehen. Jetzt wohnt er sogar auf der Startseite des Maddraxikons so lange er im Cast mitwirken darf. 😉

Ccahuantico
CC BY 4.0 OMXFC

Insgesamt ist “Das Tier in mir” ein faszinierender Science Fiction- und Fantasy-Roman voller Action, Atmosphäre und tollen Ideen. Kolja van Horn beweist sich als talentierter Autor mit dem Gespür für große Erzählungen. Seine lebendigen Beschreibungen in Kombination mit dem interessanten Setting und den komplexen Charakteren machen Lust auf mehr.

Fazit: “Das Tier in mir” ist ein temporeicher Pageturner und überzeugt mit stimmiger Welt und interessanten Protagonisten. Ich vergeben dafür 4 von 5 Kometen im Maddraxikon. Freunde der “Animorphs”-Buchreihe von K. A. Applegate dürften ihre Freude an diesem Roman haben. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte um Matt und Haaley weitergeht. Eine empfehlenswerte und kurzweilige Genre-Unterhaltung auf hohem Niveau. Und der Cliffhanger ist ja schon phänomenal… 😉

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