Lange war er verschollen. Aber nicht etwa in Afra, sondern wohl eher im Sinclair-Universum. 😉 Er hatte mit dem kürzlich erschienen JS-Buch Dunkle Legenden und dem demnächst erscheinenden JS-Lexikon 3 sicherlich genug zu tun.
Nun ist er wieder zurück. Ian Rolf Hills neuester MADDRAX-Roman Auferstehung des Bösen entführt uns wieder in die turbulente Welt von Kormak und seinen Soldaten. Es gibt viele positive Aspekte zu loben und einige, die mein persönliches Lesevergnügen beeinträchtigten.
Vor allem beeindruckt hat mich Hills sorgfältige Recherche zur Stadt Recife, deren topographische Details akkurat wiedergegeben werden.
Und die kreative Namensgebung seiner Charaktere, die Anspielungen auf bekannte Serienfiguren wie z. B. Jim Street aus der CBS-Serie S.W.A.T. (Dschimm Striit) beinhaltet. Diese Aspekte tragen dazu bei, die Lektüre anschaulich und bereichernd zu gestalten.
Allerdings gibt es Bereiche, die Verbesserungspotential aufzeigen. Einige Elemente der Handlung wirken vorhersehbar und entbehren an Plausibilität, insbesondere im Zusammenhang mit den Fähigkeiten und Ressourcen diesen Piraten und ihren Tragschraubern in Recife.
Die Szenen von Kormak im Koma (sind das dann Koma-Szenen?) waren für mich etwas “unbrauchbar”, insbesondere für die Pflege des MADDRAXIKONs. Solche Passagen, die für andere sicherlich ihre Daseinsberechtigung haben, sind für mich problematisch, weil ich nicht unterscheiden kann, was nun wirklich passiert ist, also tatsächlich die Erinnerung von Kormak darstellt und was er einfach nur phantasiert, also nie wirklich passiert ist. aber natürlich kann der Autor nichts für meine Mitarbeit im MADDRAXIKON. 😉
Zudem hätte ich mir mehr charakteristische “MADDRAX”-Elemente gewünscht. Es war halt wieder alles da, wofür ich die letzten Zyklus nicht mochte. Hightech-Waffen, gut ausgerüstete Militärs und schnelle, übermächtige Gleiter. Daran konnten auch die Auftritte von Rulfan mit seinem “Zahnstocher” und seiner Begleiterin Reese nichts ändern. Aber ich werde es verkraften, denn schließlich hatte ich in den zurückliegenden zehn Romanen “mein” altes MADDRAX-Feeling wieder. Und der nächste Roman mit diesem Setting wird wohl erst mit der 620 kommen, wie Ian Rolf Hill kürzlich auf Facebook durchblicken ließ.
Seltsam empfand ich die Naivität von Victorius und seinem Vater Pilâtre de Rozier. Das war für die beiden doch sehr lebenserfahrenen Charaktere eher untypisch und enttäuschend.
Trotz all dieser Kritikpunkte hat “Auferstehung des Bösen” durchaus seine Stärken. Hill hat ein Talent dafür, spannende und schnelle Geschichten zu erzählen, die den Leser in die Welt von MADDRAX eintauchen lassen. Ich schätze seine Liebe zum Detail und die Fähigkeit, die Leser mit seinen kreativen Charakternamen zu überraschen und zu erfreuen.
In Anbetracht der oben genannten Aspekte bewerte ich den Roman im MADDRAXIKON mit 3 von 5 Kometen. Dies spiegelt sowohl die Stärken des Romans als auch die Bereiche wider, die Verbesserungspotential aufweisen. Es besteht kein Zweifel daran, dass Hill ein talentierter Autor ist und ich freue mich darauf, zukünftige Werke zu lesen. Und das wird wohl schon sehr bald wieder der Fall sein, nämlich in Band 612, wenn es in einer Dilogie um Haaley als Aant-Königin gehen wird.
Halber Kapitel
06/08/2023 — 15:47
Ich hatte mir schon gedacht, dass “Dschimm Striit” auf irgendwas anspielt. Aber da ich um Military Fiction einen großen Bogen mache, wenn ich sie schon von weitem rieche, ist mir SWAT natürlich nur dem Namen nach ein Begriff – auch wenn es streng genommen im Polizeidienst spielt und nicht beim Militär. Egal, dieses Genre ist ebenfalls Teil des großen MX-Universums und wird natürlich klaglos gelesen. Bei IRH kommt man eh nicht drum herum. Ein paar Kritikpunkte von dir teile ich, andere nicht (meine Rezi irgendwann nächste Woche auf phantastik-news.de). Wenn ich bei einer Figur zwischen Fakt und Fiebertraum nicht unterscheiden kann, ist das natürlich für mich als Leser paradiesisch, egal was der Enzyklopæde davon halten mag. Lybreyz ist wieder da, yeah! Aber ihren Weg von Kapstadt zum Victoriasee mit nur ein paar Sätzen abzuhandeln, ist mir nicht nur ein bisschen, sondern sehr viel zu wenig. Da wird mir als Leser der Stoff eines kompletten Romans vorenthalten, den ich überdies ultragern gelesen hätte. Nun ja, da Autor und Redakteur die eiserne Regel “show, don’t tell!🧐“ berufsbedingt kennen werden, ist das Abweichen davon eine bewusste Entscheidung. Die ich aber so bedauernswert finde, dass ich die volle Kometenzahl im Maddraxikon irgendwie nicht vergeben mag – den Roman finde davon abgesehen nämlich spitze! Und was das Schrägste ist, das mir Band 610 vor Augen führt: Ich vermisse die Komplexität und den SF-Faktor des Weltenriss-Zyklus‘! Nun war meine Klage nach dem „klassischen“ MX-Feeling nie so laut wie von anderen Fans, von daher hab ich mir nix vorzuwerfen nach dem Motto „Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht“ – jedenfalls kriege ich hier unverhofft nostalgische Gefühle. Mal schauen, wie der Zyklus sich entwickeln und beide Stränge verknüpfen wird. – Immer schön, deine analytischen Rezis zu lesen!
McNamara
06/08/2023 — 17:12
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Es ist immer erfrischend, verschiedene Perspektiven auf dieselben Werke zu sehen.
Zu der Anspielung auf Jim Street, es ist bisher nur meine eigene Vermutung und wurde noch nicht vom Autor bestätigt. Ich finde es spannend, solche Verbindungen zu entdecken und bin gespannt, ob der Autor sie bestätigt oder nicht. Vielleicht folgt er ja der Einladung zum CHATDRAX am 21.06.?
Military-SF ist in der Tat ein Aspekt des MX-Universums, aber ich hoffe, dass er nicht zu oft vorkommen wird.
Was die Kormak zwischen Fakt und Fiebertraum betrifft, kann ich deine Sichtweise als Leser absolut nachvollziehen. Aus meiner Sicht als Enzyklopäde finde ich es halt einfach herausfordernd, aber das ist ja gerade das Schöne an Literatur – sie kann auf so viele verschiedene Weisen interpretiert und weiterverwendet werden.
Zu deinem Punkt bezüglich Lybreyz’ Weg: Ich stimme dir vollkommen zu. Es hätte definitiv das Potential für einen kompletten Roman gehabt und es ist schade, dass wir dieses Abenteuer nicht in voller Länge erleben konnten. Ähnlich ging es mir aber auch mit anderen Themen. So hätte ich die Rettungsmission von Rulfan, Reese und Co. z. B. gerne mit einem Einzelabenteuer auf der Insel St. Helena unterbrochen. Diese wurde nämlich mit dem Gleiter überflogen und müsste wahrscheinlich in Sichtweite gewesen sein. Da hätte ruhig mal ein Triebwerk ausfallen können… 😉
Deinen Wunsch nach mehr Komplexität und dem SF-Faktor des Weltenriss-Zyklus’ finde ich interessant, insbesondere da du Military-SF nicht zu mögen scheinst. Ein Großteil der Romane aus dem Weltenriss-Zyklus bestand aus Military-SF, oder täuscht mich meine Erinnerung da so sehr?
Ich freue mich schon auf deine Rezension auf phantastik-news.de und bin gespannt, wie deine Gedanken und Meinungen sich mit meinen decken oder unterscheiden.
Bis dahin, danke noch einmal für deine Worte und das Teilen deiner Gedanken. Es ist mir ein inneres Blumenpflücken, solch tiefgründige Diskussionen zu führen! 🙂
Halber Kapitel
06/08/2023 — 20:42
“Ein Großteil der Romane aus dem Weltenriss-Zyklus bestand aus Military-SF, oder täuscht mich meine Erinnerung da so sehr?” – Vielleicht ist es auch meine Erinnerung, die mich trügt. Wenn der Weltenriss mir mit etwas Abstand so cool erscheint, dann hat das sicherlich am wenigsten mit der Dark Force zu tun. Ich mochte die Pancinowa, die Kids von Sintati und die zweifache Vasraa, Rulfan, der Streiter, die Dunkle Stadt und natürlich Haaley. Auch mit Smythe und dem Mars, die ich weniger knorke fand, habe ich im Nachhinein meinen Frieden gemacht, weil das Puzzle dann doch so überraschend gut zusammenpasste! Das SF-lastige Gesamtpaket halt… Übrigens spekuliere ich, dass mein Wunsch nach mehr Komplexität auf dem besten Weg ist, Wirklichkeit zu werden. Ich mag die Einzelabenteuer durchaus, aber ich stelle fest, dass ich nicht so recht weiß, was ich dazu schreiben soll außer: War gut. Es mag etwas eso klingen, aber Amraka ist für mich noch nicht so … inspirierend 😉