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Tja, ich fürchte, das mit der Insel wäre mir tatsächlich ohne nähere Recherche nicht aufgefallen, denn um wieviel der Meeresspiegel nun tatsächlich gestiegen ist, das wäre ich wohl zu faul gewesen, anchmal nachzuschlagen. Aber ich bin schon etwas erstaunt, dass Jo Zybell das – trotz MX-Abstinez – nicht auf der Pfanne hatte. Und dass er das auffällige Bauwerk einfach erfunden hat, hat mich auch gewundert. Ich hätte ungeprüft gewettet, dass da tatsächlich eine Festung mit vier Türmen steht. Einfach wegen des Gütesiegels „Zybell“.
Auch sonst hat mir der Roman recht gut gefallen, wie ihr meinem Rezesionstext entnehmen könnt, der morgen oder übermorgen auf pn.de erscheinen wird und den ich hier schonmal einkopiere. Ich bin allerdings nicht in gleichem Maße entzückt wie ihr beiden oder auch Sternensonde. Ich finde es manchmal etwas altväterlich und betulich. Das klingt härter als ich es meine, daher habe ich das in meiner Rezi nicht so herausgestellt. Aber mir fällt immer mehr auf, dass ich unterm Strich ziemlich „Team IRH“ bin…
Grüße in die kleine, aber feine Runde!
<p align=“justify“>Bereits vor der Lektüre des 618. regulären Romans der postapokalyptischen Phantastik-Reihe fallen zwei Dinge auf. Zum einen handelt es sich bei der Coverzeichnung von Néstor Taylor wohl um die gelungenste seit langem in der jüngeren Seriengeschichte: Mit ihrer dynamischen Komposition und der Kampfszene „Echsenmenschen vs. Vampires“ im Mondlicht verbreitet sie altmodisch pulpiges Flair und kommt trotzdem alles andere als gestrig daher; ein echter Hingucker am Kiosk dürfte das sein, der zumindest in dieser Woche die Mitbewerber alt aussehen lässt. Soviel klassische Qualität hat wohl einen besonderen Grund, denn dass nach über fünf Jahren Funkstille wieder ein Beitrag von Jo Zybell erschient, ist nichts weniger als eine kleine Sensation, hatte doch mit einer Rückmeldung des Miterfinders und zwei Dekaden lang tragenden Säule der Erzählung, des Weltenbaus, der Hintergründe und des Personals niemand mehr wirklich gerechnet.</p>
<p align=“justify“>Nun also endlich wieder ein Heft vom Altmeister, der sich keine leichte Aufgabe vorgenommen hat. Bei völliger Abwesenheit des Titelhelden gilt es, zwei liegengebliebene Handlungfäden weiterzuführen: Da wären zum einen die beiden Daa’muren, jene Spezies also, die der Blick aufs Cover als Aliens identifiziert, der Stammleserschaft als Gro und Ira bestens bekannt, die vor etlichen Bänden auf ihrer Suche nach einer verschollenen Expedition im lateinamerikanischen Regenwald zwischengeparkt wurden. Außerdem sollte auch die Geschichte von Toma’bar, dem abtrünnigen Gefährten Dak’kars weitererzählt werden. Wäre das nicht passiert, hätten sich vielleicht nur wenige Leser gefragt, was eigentlich aus ihm geworden ist – zu unrecht, wie Zybell eindrucksvoll beweist. Unter Zuhilfenahme einer seit Heft 5 bewährten Spezies, den vampirartigen Nosfera nämlich, knüpft der Autor drei Handlungsfäden zusammen, die die Gemengelage für alle kommenden Episoden grundlegend anschärft – eine neue Gemeinschaft mit neuen Machtinteressen ist entstanden, innere Rivalitäten sind bereits anskizziert, mit Clauzer und dem halbwüchsigen Benji zwei neue Figuren mit reichlich Potential an Bord. All das erzählt Zybell spannend, wenn auch im ganzen eine Spur zu routiniert.</p>
<p align=“justify“>Unterm Strich also hat Bastei hier ein Romanheft vorgelegt, das in vielerlei Hinsicht auf Nostalgie setzt. Die Rechnung geht auf, und dass es trotz allen Retro-Charmes relevant ist, ist dem Redakteur Michael Schönenbröcher hoch anzurechnen, zumal es dringend an der Zeit war, dass die Gesamthandlung an Komplexität gewinnt. Es wäre wünschenwert, Zybell wieder häufiger in die Serie einzubinden, denn im Gesamtorchester des Autorinnenteams ist seine besonnene, bodenständige, ernsthafte Stimme ein wichtiger Kontrapunkt, auch wenn ich den jüngeren Sound der „Next Generation“ Lara Möller, Ian Rolf Hill und Michael Edelbrock keinesfalls missen möchte. Maddrax ist eine Serie, die schon immer von ihrer Vielfalt gelebt hat. „Der Weg der Daa’muren“ zeigt, welche schönen Früchte diese Vielfalt tragen kann.</p>